Da am letzten Donnerstag Unabhängigkeitstag war, gab's ein richtig langes Wochenende (Freitags war fast alles zu). Den Donnerstag über hab ich die ganze Zeit gearbeitet, spannender wurde es erst Freitags.
Sind abends zuerst in den Cobal und anschließend in die Casa da Matriz, ein altes Wohnhaus im Stadtteil Botafogo, das zu einer ganz netten Party Location umgebaut wurde. Die Raumaufteilung ist noch im Origninalzustand, aber die Wände sind je nach Zimmer unterschiedlich gestaltet (teilweise sehr geile Streetart). Außer den beiden Tanzräumen gibt es im oberen Stock auch ein Atari-Zimmer mit drei Automaten und einen kleinen Laden, indem man coole Shirts oder irgendwelchen Kram (Kaugummis, Zigaretten, Papers, etc) kaufen kann. Nice!
Vicente (Grafikdesigner aus Sao Paulo) und Giselle (seine Freundin), die uns von Dienstag bis Sonntag besuchten waren auch dabei. Mit den beiden konnte man aber nicht nur gut feiern sondern auch mal stundenlang über das Leben, Brasilien, den aktuellen Wahlkampf in Brasilien und die Rolle der Kirche darin diskutieren. Sehr angenehm, hatt ich ein bißchen vermisst. Vicente hat jede Menge aufschlussreiche Hintergrund Informationen. Ich hab mich zum Beispiel immer gefragt, warum die Busfahrer in Rio wie die Idioten und ohne Rücksicht auf Verluste durch die Stadt rasen. Die Lösung: Fahrer haben eine Route, die sie bspw fünf mal fahren müssen. Je früher sie damit fertig sind, desto früher haben sie Feierabend. Einen Fahrplan gibt es in Rio ohnehin nicht, da kann man auch mal mit 80 durch die Stadt heizen (bei dem Verkehr und den Straßen ist das viel)!
Samstags war ich dann mit Aline, Giselle, Robin und Vicente in Prainha, einer kleinen Bucht süd-westlich von Barra (Stadtteil von Rio). Ein richtig geiler Strand mit vielen Surfern und hübschen Brasilianerinnen.
Außer einem kleinen Restaurant (das hervorragenden Fisch vor Ort fängt, grillt und serviert) ist weit und breit nur Himmel, Meer, Strand, Fels und Dschungel zu sehen. Kein Lärm, keine Häuser. Sehr geil!
Sind nach ausgiebigem Sonnenbad und dem Fisch zurück in die Stadt und auf direktem Weg (mit dem Auto) auf den Corcovado. Die Aussicht vom Cristo ist bei Dunkelheit fast noch beeindruckender.
Das unendliche Lichtermeer der Stadt, die vielen Autos, der angestrahlte Pao de Acucar (Zuckerhut) und die Lagoa mit der Pferderennbahn, den vielen Sportplätzen und Ipanema/Leblon im Hintergrund. Ich liebe diesen Platz!
Kaum waren die Paulistas am Sonntag Mittag weg kam Dudus ganze Familie zum großen Churrasco. Gigantische Mengen Fleisch, jede Menge Bier, eine Stereoanlage und zwanzig Brasilianer (darunter auch acht kleine Kinder) ergeben ein verrücktes Fest, das wirklich gar nichts mit den mir bekannten Familienfeiern gemeinsam hat. Ein sehr amüsanter Ausklang für ein gutes Wochenende.
Montag, September 11, 2006
LANGES WOCHENENDE
Freitag, September 01, 2006
CRISTO REDENTOR
Am Donnerstag Morgen bin ich schon um 5:30 Uhr aufgestanden. Dirk, Robin und ich wollten auf den Corcovado und wir wollten die ersten dort oben sein, denn die Taxis und Bahnen würden ab 8:00 Uhr den Berg mit Touristen überfluten. Dazu kommt, dass der Smog über Rio morgens noch am Geringsten und die Aussicht somit am Besten ist.
Es gibt unzählige Wege auf den Corcovado, aber wo viele Touristen durch den Wald laufen warten auch gern einmal Ganoven. Wir hatten uns für die anspruchsvolle Tour fernab von Touristen und Favelas entschieden (Geheimtipp eines Freundes). Der Pfad beginnt im Parque Lage, einem kleinen Park mit einem alten Herrenhaus hier an der Lagoa (Snoop Doggy Dog hat dort einen Teil seines "Beautiful"-Videos mit Pharrell gedreht).
Da wir unserem Zeitplan hinterher hinkten war das Tempo von Anfang an ziemlich sportlich. Viel zu sportlich für einen noch nicht so richtig aklimatisierten Rainer. Das sollte sich in den nächsten anderthalb Stunden bitter rächen. Extremes Herzrasen und stechende Schmerzen im ganzen Körper. Mein Klettern wurde immer mehr zum Krabbeln und auf zehn Metern verlor ich mindestens zwei auf meine Weggefährten, die nach wie vor jeden Felsbrocken mit einem großen Schritt überwinden konnten (haben auch wesentlich längere Beine als ich).
Der Weg endet ungefähr 500 Meter vor dem Gipfel an den Gleisen der Zahnradbahn, denen man bis oben folgen muss. Die Holzschwellen machten mich endgültig fertig, da sie für mich zu weit auseinander lagen. Als dann um viertel vor acht das erste Taxi die Straße hochfuhr war die Planerfüllung in Gefahr und das Tempo musste weiter erhöht werden. Ich war selten so schwarz (oder ich kann mich nicht mehr daran erinnern) und hab keine Ahnung wie ich die letzten Treppen zum Cristo geschafft hab.
Aber es hat sich gelohnt. All die Strapazen waren schlagartig vergessen als zwischen den Bäumen plötzlich Christus der Erlöser vor uns auftauchte. Der permanente Lärm Rios, die vielen Vögel, das Meer, nichts von all dem war mehr zu hören.
Die Aussicht über die Stadt und die Bucht in der Rio liegt ist sensationell und das war bestimmt nicht das letzte Mal, dass ich auf dem Corcovado war.
Leider hab ich das Fotografieren völlig verrafft, nur ein einziges Foto war noch zu retten.
Beim Abstieg konnten wir dann so richtig die Landschaft genießen. Das obere Stück geht direkt am Fels entlang (es gibt dort Stahlseile an denen man sich festhalten kann), die unteren zwei Drittel führen über Felsbrocken an Wasserfällen und Baumriesen vorbei durch den Dschungel. Haben uns von Liane zu Liane geschwungen und mit Sicherheit einen neuen Streckenrekord aufgestellt. Nach nem abschließenden Kaffee im Parque Lage bin ich dann mit dem Bus vorbei am Zuckerhut, den Stränden von Botafogo und Flamengo zu meinem Siebdruck-Workshop an die Uni. Was für ein Start in den Tag!
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Labels: corcovado
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