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Mittwoch, November 05, 2008

US ELECTION 08


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In letzter Zeit musste ich mich immer wieder über die Nachrichtensendungen in den öffentlich-rechtlichen Sendern aufregen (der Anteil der Beiträge "von öffentlichem Interesse" - also Boulevard - ist mir definitiv zu groß), aber was ich im Rahmen der US-Präsidentschafts-Wahl beim amerikanischen Sender CNN entdeckte schlägt dem Fass den Boden aus.




uselection08-cnn-01, originally uploaded by .


Trotz Wahlcomputern und Unregelmäßigkeiten bei den vergangenen Wahlen scheint man sich in den Vereinigten Staaten relativ wenig Sorgen um die Glaubwürdikeit von Fernsehbildern zu machen. Da wird dem Zuschauer in der langweiligen Wahlnacht auch mal ein Hologramm als technische Neuigkeit präsentiert und mit Stolz Vergleiche zu Prinzessin Leia gezogen. Das sieht nicht nur peinlich aus sondern ist auch wirklich peinlich. Hier das Video dazu:


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Montag, Oktober 02, 2006

PT BRASIL


In den bisherigen sieben Wochen hab ich immer wieder mal über den brasilianischen Wahlkampf geschmunzelt. Da hier scheinbar das Plakatieren verboten und Personal billig ist saßen überall in Rio Wahlhelfer an den Straßen und bewachten irgendwelche Fahnen, Banner oder Transparente, die neben ihren farblich abgestimmten Klappstühlen im Boden steckten. Sie saßen den ganzen Tag lang nur da und taten einfach gar nichts. Auch eine Methode um die Arbeitslosigkeit zu reduzieren.

Wahlkampflieder kamen in Rio eher selten vor (auf dem Land sind sie angeblich öfter zu hören). Ähnlich wie in Weißrussland oder Estland werden in den Pop-Songs die Wahlmänner verehrt und jedem Hörer die Wahlnummern eingetrichert. Am häufigsten hörte ich diese lauten Ohrwürmer in Lapa direkt vor dem Eingang der ESDI. Bei mir hat's funktioniert - das geht mir bestimmt nicht so schnell aus dem Kopf. Indio Da Costa, der Sohn des gleichnamigen Designers hat zum Beispiel die 2511. Doch am gestrigen Sonntag drohte der ganze Spass mit den Präsidentschaftswahlen zu enden.

Im Land von Ordem e Progresso (Ordnung und Forschritt) läuft die Wahl natürlich völlig digital ab. Somit steht das amtliche Endergebnis trotz der enorm großen Bevölkerung und der Weite des Landes noch am gleichen Abend fest (Kritiker behaupten es stünde sogar schon vor der Wahl fest, aber dafür gibt es keine Beweise).

Bis vor wenigen Tagen sah es nach einem ganz klaren Sieg für Präsident Luiz Inácio "Lula" da Silva von der Arbeiterpartei PT aus. Seine Verstrickung in mehrere Affären kostete ihn aber in letzter Minute die absolute Mehrheit des ersten Wahlgangs (48,79%) und zwingt ihn zu einer Stichwahl gegen seinen größten Gegner Geraldo Alckmin (41,43%) von der PSDB.

Schmutzkampagnen gegen die Opposition, Diebstahl, Unterschlagungen, Betrug; jede Woche gab es in den Zeitungen Neuigkeiten von Lula und seiner Partei. Eine Bestrafung der "Täter" gab es nie, ganz im Gegenteil: alle standen zur Wahl als ob nie etwas passiert wäre und die wenigsten Brasilianer stören sich daran.

Lulas Karriere ist bemerkenswert. Er arbeitete sich von einem einfachen Schuhputzer aus dem Nordosten zuerst zum Metallgewerkschafter und Streikführer hoch bevor er dann vor vier Jahren Präsident Brasiliens wurde. Der Großteil seiner Wähler sind eher arme, weniger gebildete Menschen, die er mit seiner einfachen (Redens-)Art und seiner Herkunft gewinnen kann. Dabei kam ihm gestern auch die Politikverdrossenheit vieler Brasilianer entgegen. Da jeder weiss, dass Politiker korrupt sind wählt man lieber einen aus den eigenen Reihen...

Auch wenn Lula einige seiner ehrgeizigen Ziele verfehlte bewerten vorallem internationale Finanzexperten seine Regierungszeit als Erfolg. Dafür stehen ein strikter Stabilitätskurs, Rekordgewinne der Banken, vervierfachte Börsenkurse in São Paulo und ein im Vergleich zu 2002 doppelter Wert der Landeswährung Real gegenüber dem Dollar.

Für mich ist es trotzdem ein Rätsel wie jemand, der so viele Versprechen gebrochen, Menschen enttäuscht und Vertrauen missbraucht hat, die absolute Mehrheit nur knapp verfehlen kann. Aber es sind eben auch die Widersprüche die dieses Land (und seinen Reiz) ausmachen!

Die Stichwahlen Ende dieses Monats versprechen auf jeden Fall spannend zu werden. Diesen Sonntag gingen trotz der Wahlpflicht über zwanzig Millionen Menschen nicht zur Abstimmung und fast sechs Millionen Menschen enthielten sich der Stimme. Das sind immerhin zwanzig Prozent, die noch zu vergeben sind. Und der Wahlkampf auf den Straßen Rios geht weiter!

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Sonntag, September 24, 2006

INT. FILMFESTSPIELE VON RIO

Vorgestern haben die Internationalen Filmfestspiele von Rio de Janeiro begonnen. Da ich aber Freitag auf der ESDI Choppada war (nichts besonderes) fing das Festival do Rio 2006 für mich erst gestern an.


Der erste Film hieß Sketches of Frank Gehry. Sydney Pollack, amerikanischer Schauspieler (Eyes Wide Shut), Regisseur (Out of Africa) und ein langjähriger Freund Gehrys, ermöglicht interessante Einblicke in die Arbeitsweise, das Umfeld und das Leben des weltberühmten Architekten der übrigens auch schon mit Anish Kapoor (siehe TWISTER) zusammenarbeitete.


Ganz neutral ist Pollack als Freund zwar nicht, aber es gibt auch ein oder zwei kritischere Fragen. Und natürlich auch jede Menge imposante Bilder von Gebäuden oder richtig abgefahrenen Modellen. Zu Gehrys berühmtesten Werken gehören mit Sicherheit das Guggenheim-Museum in Bilbao, die Walt Disney Concert Hall in Los Angeles, das Tanzende Haus in Prag und die DZ Bank in Berlin. Sehr schöne Doku über einen der größten Architekten unserer Zeit. Für Gestalter/Architekten ist dieser Film fast schon ein Muss.



Der zweite Film hieß Salvador, kommt aus Spanien und spielt Anfang der Siebziger Jahre. Die Hauprolle des spanischen Anarchisten Salvador Puig Antich spielt Daniel Brühl (in Barcelona geboren spricht er fließend Spanisch und Catalan).


Salvador war oft Fahrer bei Aktionen einer Gruppe, die meistens Banken ausraubten und mit der Beute Flugblätter finanzierte oder streikende Arbeiter und inhaftierte Mitglieder unterstützte.


Die Gruppe bewegte sich im Untergrund und hielt sich oft in Frankreich auf, wo sie mit ehemals militanten Anhängern einer anarchistischen Gewerkschaft in Verbindung standen. Als die Polizei Salvador eines Tages eine Falle stellte kam es zum Schusswechsel. Er erlitt mehrere Einschüsse in Kopf und Brust, überlebte aber im Gegensatz zu einem Guardia-Civil Beamten.


Das Urteil wurde von einem Kriegsgericht gefällt und war geprägt vom Rachedurst des Regimes nach dem ETA-Attentat auf den Regierungschef und persönlichen Vertrauten Francos, Luis Carrero. Obwohl Indizien darauf hinwiesen, dass der tödliche Schuss nicht aus seiner Waffe kam, wurde Salvador 1974 wegen Mordes an einem Polizisten zum Tode durch die Garrotte (dem Opfer wurde von hinten langsam eine Metallschraube ins Genick gebohrt bis es langsam erstickte) verurteilt.


Der Film wird am Ende ziemlich hart. Die Frauen im Publikum sahen anschließend so verheult aus, dass man meinen konnte sie wären selbst gefoltert worden. Trotzdem gab's abschließend viel Applaus für einen unterhaltsamen Film über ein dunkles und nur selten betrachtetes Kapitel europäischer Geschichte.



A Grande Final (The Great Match) war der letzte Film meines ersten Festival-Tages. Betrachtet wurden vier Jäger in der Mongolei, vier Indianer in der Amazonas-Region und fünf Tuaregs in der Ténéré. Alle haben etwas gemeinsam: Die Liebe zum Fußball und den Wunsch irgendwo im Fernseher (Strom war dabei das größte Problem) das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 zwischen Brasilien und Deutschland zu sehen.


Nachdem Sketches of Frank Gehry auf Englisch war, Salvador mit Englisch, Spanisch (in den katalan gesprochenen Teilen) und Portugiesisch bis zu drei unterschiedliche Untertitel hatte (es gab sogar eine zusätzliche Leinwand nur für Untertitel) war A Grande Final mit nur einer Sprache etwas dünn besetzt. Kein wirklich großer Film, aber eine stellenweise sehr lustige Liebeserklärung an den Fußball. Und mehr hätt ich eh nicht mehr gepackt.

Heute (Sonntag) setzt ich aus. Aber morgen geht's dann wieder mit den nächsten Filmen weiter. Der Eintrag LANGES WOCHENENDE wurde übrigens um die mittlerweile eingetroffenen Bilder ergänzt. Check that out and stay tuned!

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Montag, August 28, 2006

DAS ZWEITE GESICHT

Das Kino hier hat zwei entscheidende Vorteile. Erstens kostet es nicht einmal drei Euro Eintritt und zweitens werden alle ausländischen Filme in Orginialsprache mit Untertiteln (OmU) gezeigt. Wenn man sich die schlecht synchronisierten Filme im Fernsehen anschaut tut das auch Not. So kann meinereiner sogar bei den miesesten Blockbustern noch Vokabeln lernen. Die Filme die ich mir im Kino angeschaut habe waren jedoch brasilianisch und daher komplett ohne Untertitel. Anyway, gut für's Sprachverständnis ist es auf jeden Fall.

Der erste Film den ich mir angeschaut habe hies "Anjos do Sol" und handelt vom Kindesmissbrauch in Brasilien. Alle mit denen ich über den Film geredet hab, konnten die traurige Existenz solcher Fälle bestätigen. Und es sind vorallem im Norden Brasiliens nicht wenige.


Die kleine Maria wird von ihren Eltern verkauft und landet nach einer langen Reise schließlich in einem Kinderbordell irgendwo im Regenwald. Gewalt und mehrfacher Missbrauch stehen auf der Tagesordnung. Nachdem ihre erste Flucht misslingt wird ihre Komplizin vor den Augen der Dorfgemeinschaft (die von dem Etablisement regen Gebrauch macht) hinter einem Auto zu Tode geschleift. Die zweite Flucht gelingt und Maria schafft es als Anhalterin bis ins ferne Rio. Dort sucht sie Zuflucht bei einer Frau, die sie aber nach kurzer Eingewöhnungsphase ebenfalls auf den Kinderstrich schickt. Mit der erneuten Flucht endet der Film. Kein schöner und leider auch kein guter Film. Der Hintergrund ist abartig schrecklich und die Schauspieler mögen gut sein, aber das wars dann leider auch schon. Die Story ist platt erzählt und die Kamera einfallslos. Mag sein, dass das Budget sehr begrenzt war, aber das macht den Film auch nicht besser. Schade!


Der zweite Film hatte den Titel "Estamira". Ich hab ihn mir am Sonntag nach dem Opernbesuch quasi als Kontrastprogramm zu dem ganzen Glanz und Glamour angeschaut. Ich war irrsinnig gespannt auf den Film, schließlich hat er unzähligen Auszeichnungen erhalten. In dem Dokumentarfilm geht es um Menschen, die im Müll und vom Müll leben. Genauer gesagt geht es um eine alte Frau namens Estamira.


Estamira lebt auf einer Deponie in Rio de Janeiro. Tagsüber sammelt sie Plastikflaschen aus den frisch angelieferten Abfällen, nachts wärmt sie sich im Dreck liegend am Feuer der Schornsteine. Es gibt dort nur Müll, jede Menge Fliegen, Geier und ab und zu einen Kadaver (angelieferte Pferde oder einfach nur der Nachbar). Dazu kommt: Estamira ist geisteskrank.
Gerade noch der freundlichste Mensch der Deponie schneidet sie schon im nächsten Moment eine Fratze und brüllt wirres Zeug. Ihr Hass richtet sich dabei ausschließlich gegen Menschen, denn einen Gott - und da ist sie sich absolut sicher - gibt es nicht. Sie sieht in sich selbst eine Art Erlöser, größer als Jesus Christus und versucht die Menschen in ihrer Umgebung z bekehren. Andere Meinungen akzeptiert sie nicht, was immer wieder zum Streit mit ihren Kindern führt.
Der Film ist richtig hart. Die fremde Sprache und die Länge des Filmes (deutlich über den üblichen 90 Minuten) trugen auch dazu bei, dass ich irgendwann komplett den Faden verloren und das Ende regelrecht herbeigesehnt habe. Leider wiederholt sich einiges viel zu oft. Ich würde eine kürzere Version bevorzugen, aber der Film hat außer einer krassen Story auch wahnsinnig beeindruckende Bilder. Schlecht ist "Estamira" nicht!


Brasilien ist nicht nur Paradies sondern für einige Millionen Menschen schlicht und ergreifend die Hölle auf Erden. Missbrauch und Armut sind nur zwei Probleme in diesem Land und sie sind keinesfalls unsichtbar. Ich bezweifel, dass alle Mädchen die am Strand von Copacabana Freier suchen volljährig sind und selbst unser Portier durchsucht den Hausmüll nach Holz, Blech oder Papier das er an Straßenhändler verkaufen und sich so ein paar Reais dazu verdienen kann.

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