Ich bin mittlerweile seit drei Monaten in Rio de Janeiro und fühl mich jeden Tag hier wohler. Ich bin wesentlich gelassener wenn mal etwas nicht ganz so funktioniert wie ich mir das vorgestellt habe oder sich jemand verspätet. Das Wetter in den letzten zehn Tagen war der Hammer und selbst jetzt bei anhaltendem Regen haben wir nachts noch über 20°C. Da ich Deutschland im Sommer verlassen hab vergess ich ständig, dass schon November und bei Euch somit bitterkalt ist.
Ich weiss dass Rio nicht so sicher ist wie Gmünd und dass man aufpassen muss, aber unsicher fühl ich mich eigentlich nicht. Ich nutze ganz normal die Metro, den Omnibus und nachts auch mal einen Minibus oder ein Taxi. Die Anzahl der Szenen auf der Straße, die mich wirklich schockieren haben klar abgenommen. Arme, obdachlose Menschen und Unfälle gehören zum alltäglichen Straßenbild. Aber es gibt auch Sachen, an die man sich bestimmt nie gewöhnt...

Die Menschen, die in diesem städtischen Transporter sitzen sammeln von Beruf Leichen ein. Und dass das nicht nur altersschwache Menschen sind sieht man dem Fahrzeug auch von außen an (das ist kein Rost am Heck des Wagens).
Für Leute mit starken Nerven habe ich hier auch noch einen Link zu einem Video, das Bilder aus dem alltäglichen Leben eines Militärpolizisten in Rio zeigt. Das ist nicht mein Rio, aber trotzdem ein großer Teil der gleichen Stadt.
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Nachdem ich mich freitags von Franz Ferdinand erholen musste war ich am Samstag mit meinen Mitbewohnern und einigen ihrer Freunde schon wieder auf einem Konzert in Lapa. Diesmal aber nicht in der großen Fundicao sondern im kleineren Circo Voador, einem zweistöckigen Kuppelgebäude mit Palmengarten direkt neben der Fundicao. Monobloco machen eine Art brasilianischen Hip Hop mit starkem Samba-Einfluss. Zwanzig Trommler sorgten mit Samba-Rhythmen für richtig satten Sound. Ergänzt wurde das Ganze mit einem Typen an der E-Ukulele und drei MCs. Ich hab zwar nicht einen Satz verstanden war aber trotzdem restlos begeistert. Very Nice!
Wenn ich hier hauptsächlich über private Aktivitäten berichte ist der Grund weniger quantitativer sondern eher qualitativer Natur. Ich möchte nicht sagen, dass Brasilianer generell schlechtere Designer sind oder ich in Rio nichts lernen kann, aber an der ESDI geht derzeit wirklich nicht viel. Die Hälfte der Kurse (darunter Schriftgestaltung und das Microsoft-Projekt) findet entweder zeitversetzt oder gar nicht statt und die wenigen attraktiven Angebote überschneiden sich zeitlich.
Aber das Hauptproblem sind für mich nicht die schlechte Organisation oder die Lehrer, die unprofessionelle Haltung der Studenten ist viel schlimmer. Die Jungs und Mädchen meiner Magazin Redesign-Gruppe zum Beispiel sind zwar allesamt nett aber andererseit auch unfleißig und schlecht. Das Format unseres neuen Magazins wurde vor meiner Ankunft entschieden und mit "Man kann es gut aus DIN A4 ausschneiden" begründet. Für die Wortmarke von "Gestual" verwendeten sie Brush Script in Kombination mit Univers oder Futura. Sie sind im 6. Semester aber erkennen nicht einmal die Helvetica, haben wahrscheinlich noch nie ein Raster gemacht, behaupten Querformat sei eleganter und wollen Mengentext rechtbündig oder im Formsatz setzen. Ich weiss wirklich nicht was ich mit ihnen anfangen soll. Das Wenige, das sie tun ist nicht einfach nur anderst sondern schlicht und ergreifend schlecht! Sie wählen schlimme Bilder aus und können selbst aus meinen offenen Dateien nichts auch nur halbwegs erträgliches produzieren. Das hab ich mir wirklich anderst vorgestellt.
Abseits von Gestaltung gibt es auch Positives von der Schule zu berichten. Der Siebdruck-Kurs macht, wenn er denn stattfindet, richtig Spass und wenn alles klappt produziere ich übermorgen meine ersten Shirts. Von Mestre Milton (der Siebdruck unterrichtet) hab ich auch den Auftrag für die Gestaltung eines Tattoos bekommen, das er sich dann stechen lassen will. Ich würd mir ganz bestimmt keinen Drachen tätowieren lassen, aber der Gedanke, dass er mit meinem Design auf dem Oberarm durchs Leben geht gefällt mir irgendwie. Vielleicht sollte ich die Zielgruppe wechseln ...
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Der Winter ist zurück in Rio de Janeiro. Nachdem die erste Woche für diese Jahreszeit viel zu warm war, hatten wir von Sonntag bis Dienstag ziemlich lausiges Wetter. Nicht dass es wirklich kalt gewesen wäre, aber 20 Grad sind bei dem frischen Wind und dem gelegentlichen Regen definitiv zu kalt zum schwimmen. War aber völlig egal. Rio hat auch ohne (hoch-)sommerliche Temperaturen einiges zu bieten.
Ich war samstags mit Marc zuerst am Strand von Ipanema, wo mangels Wellen kein großer Surf Contest stattfand und anschließend in Rio Sul, der größten Shopping-Mall.
Nach einem gemeinsamen Essen mit meinen Mitbewohnern (Dirk, Dudu, Kai, Robin) am späten Abend wollten wir eigentlich nicht mehr viel machen. Aber man saß ganz nett zusammen und drei, vier Erdbeer-Caipirinhas später beschlossen wir nachts um 02:00 Uhr doch noch nach Lapa zu fahren um dort Kais äußerst erfolgreichen Drehtag und Dirks Rückkehr aus Buenos Aires zu feiern.
Lapa ist am Wochenende nicht wieder zu erkennen. Ich geh jeden Tag über den Platz bis zu meiner Schule aber ich habe dort noch nie einen Menschen getroffen. An dem Abend war alles voller Menschen. Von den Balkonen drängte die laute Musik der Clubs auf den Platz und verwandelt alles in eine riesige Party.
Bestellt man in Lapa einen Caipirinha bekommt man einen großen (0,5l) und einen kleinen Becher (0,2l) randvoll mit hochprozentigem Alkohol, einer frischen Limone und ein bißchen Eis. Der ganze Spass kostet dann 3 Reais (ungefähr 1 Euro) und haut einen untrainierten Gringo nach der dritten Runde um. Das war dann fünf Stunden und x zwischenzeitliche Biers später. Anyway, ich hatte jede Menge Spaß! Hab viel getanzt (für meine Verhältnisse zumindest) und nette Leute kennengelernt.
Der Sonntag war dann sehr gediegen. Fernanda und Aline (Freunde des Hauses) sowie ihre beiden Kinder wurden eingeladen und trotz gelegentlichem Regen, auf unserer teil-überdachten Terrasse mein erstes Churrasco (brasilianisches BBQ) zelebriert.
Beim Churrasco werden Unmengen bestes Rindfleisch mit viel grobem Salz und Knoblauch gewürzt und anschließend gegrillt. Richtig gut. Der Mensch ist kein Beilagen-Esser.

Bild vom Fotoshooting siehe oben!
Da das große Klassik-Konzert an der Copacabana (irgendeine Sinfonie von Mahler mit über 400 Musikern) wegen besagtem Wetter verschoben werden musste gab's nach dem Nachtisch "nur" einen brasilianischen Kurzfilm über die Glücksspiel-Mafia von Rio und amerikanisches Pay-TV mit portugiesischen Untertiteln für alle.
Gut gefeiert und dann schön entspannt in die neue Woche, so muss es sein.
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