Endlich Ruhetag! Und damit Zeit für ein bißchen Abwechslung. Statt Natur pur gab's Kultur satt. Wir brachen gleich morgens mit dem Kadettilac in Richtung Verona auf um uns die weltberühmte Arena und natürlich auch die Häuser von Romeo und Julia anzuschauen.
Um es vorwegzunehmen, das klingt jetzt viel romantischer als es in Wirklichkeit ist. Wenn ihr also jemals eine romantische Städtereise mit wem auch immer machen wollt, geht nicht nach Verona!
Denn was einen vor Ort erwartet hat mit dem von Shakespear beschriebenen Szenario nichts zu tun und selbst die Schauplätze der Originalcharaktere lassen kaum Romantik aufkommen.
Kein schönes, unter Denkmalschutz stehendes Gebäude sondern ein eher unscheinbares und ziemlich herunter gekommenes Gebäude dieses Casa di Giulietta Capuletti. Hässliche Automaten mit Telefonhörern und mini Displays an den verschmierten Wänden erzählen die Geschichte nach Shakespear in sechs unterschiedlichen Sprachen und blockieren den Zugang unnötig. Wem das Menschenaufkommen hier noch nicht zu hoch ist, der kann weiter in den Innenhof des Hauses laufen. Oder besser gesagt sich dort hin treiben lassen.
Wurde man von der Menge in den Hof gespült sieht es dort auch nicht viel besser aus. Touristenführer, die sich gegenseitig zu übertönen versuchen und ihre wirklich albernen Erkennungszeichen vor jedes Objektiv strecken gibt es hier auf jeden Fall wie Sand am Meer (ich kann nicht glauben, dass ich es wirklich schaffte nur einen im Bild zu haben).
Getoppt wird das nur durch alte, richtig dicke Männer, die sich dabei fotografieren lassen wie sie der Julia(-Statue) lüstern an ihren (Bronze-)Brüsten rumfingern oder so tun als ob sie daran lecken... Ach ja, der Balkon ist übrigens Fake, den hat man wegen der Touristen und Shakespears Version der Geschichte nachträglich am Haus anbringen lassen.
Nun ja, nicht unbedingt das was man erwartet, aber mit Beitho im Schlepptau war ich eh nicht auf Romantik aus.
Wesentlich ruhiger sieht es am Haus der Familie Montecchi (a.k.a. Montague) aus. Das mag vielleicht daran liegen, dass es dort keine Statue zum begrabschen gibt (es gibt keinen Zugang in den Hof) oder es liegt einfach daran, dass man das einst hier hängende Schild mit der Aufschrift "Casa di Cagnolo Nogarola - detto Romeo" entfernt hat. Ausser ner Mauer und einem ebenfalls neuen Balkon also gar nichts zu sehen, aber dafür wenigstens kein Gedränge.
Ein kompletter Fake ist auch das Grab der Julia. Das Original dieser Kirche wurde im Krieg von Den Deutschen zerstört und den für den Nachbau fälligen Eintritt wollten wir dann doch nicht zahlen. Das Geld sparten wir uns lieber für den Eintritt in die Arena von Verona.
Die Arena bildet gewissermaßen das Herzstück der Altstadt. Berühmt wurde sie durch die im Sommer stattfindenden Opern-Vorstellungen. Zwei Monate lang werden hier im täglichen Wechsel Nabucco, Aida, Tosca, Carmen und Rigoletto geboten. Spätestens am Abend, wenn sich langsam das Opern-Publikum auf dem Platz davor und all jene, die keine Karte mehr ergattern konnten in den angrenzenden Cafés und Restaurants einfinden ist das mit Sicherheit einer der stimmungsvollsten Orte der Stadt. Rund um die Arena stehen riesige Teile der unterschiedlichen Kulissen und geben einen groben Eindruck von dem was drinnen alles aufgebaut wird. Der Innenraum ist wirklich beeindruckend groß und die Kulisse zu der auch die Dächer Veronas gehören sucht mit Sicherheit ihresgleichen. Apropos Kulisse: die Sachen auf der Bühne sind - der aufmerksame Leser ahnt es schon - natürlich alle nur Fake
;-)
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