Heute morgen war ich mit Dirk in einer Anish Kapoor-Ausstellung im Centro Cultural Banco do Brasil. Banken sind vielleicht nicht der beste Ausstellungsort, aber die war ganz nett (großes altes Gebäude, gut renoviert) und vorallem umsonst.
Anish Kapoor ist ein in Bombay geborener Engländer der hauptsächlich mit optischen Täuschungen arbeitet. Seine Arbeiten sind einfach erklärt, aber wenn man davor steht ist plötzlich gar nichts mehr so klar.
Bei diesem Objekt zum Beispiel handelt es sich um eine Halbkugel die fließend in die Wand übergeht und die selbe Struktur besitzt. Steht man aber direkt davor kommt das Gehirn (nicht nur das meinige) einfach nicht mehr mit. Man kann nichts fokusieren und definitiv keine Form ausmachen. Es geht einfach nicht!
Kapoor arbeitet auch viel mit hochglänzenden Oberflächen (an seiner Millenium-Bohne in Chicago wurde 5 Jahre lang nur poliert). Neben konvexen und konkaven Hohlspiegeln aus Stahl war auch diese Banane in der Ausstellung zu sehen. Hab echt lang gebraucht bis ich erkannt habe, dass sie vorne zum Großteil offen und innen hohl ist. Sieht auf dem Foto wesentlich leichter aus.
Es gab noch jede Menge anderes cooles Zeug (eine stehende Röhre die innen mit spiegelndem blauem Fieberglas verkleidet war; krasse Optics) aber das mit Abstand coolste war ein über dreißig Meter hoher künstlich erzeugter Tornado in einem runden Kuppelsaal. Sein Aussehen verändert sich ständig. Mal steht er wie eine massive Säule senkrecht im Raum, mal bildet sich ein weiterer Tornado in der Mitte des Großen, mal krümmert er sich oder bekommt so etwas wie ein Schraubengewinde an der Außenseite. Muss man mal gesehen haben!
In der Ausstellung war fotografieren streng verboten, aber Flickr sei Dank hab ich doch noch was von genau dieser Ausstellung gefunden.
Donnerstag, August 31, 2006
TWISTER
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Labels: culture, downtown, exhibition
Montag, August 28, 2006
DAS ZWEITE GESICHT
Das Kino hier hat zwei entscheidende Vorteile. Erstens kostet es nicht einmal drei Euro Eintritt und zweitens werden alle ausländischen Filme in Orginialsprache mit Untertiteln (OmU) gezeigt. Wenn man sich die schlecht synchronisierten Filme im Fernsehen anschaut tut das auch Not. So kann meinereiner sogar bei den miesesten Blockbustern noch Vokabeln lernen. Die Filme die ich mir im Kino angeschaut habe waren jedoch brasilianisch und daher komplett ohne Untertitel. Anyway, gut für's Sprachverständnis ist es auf jeden Fall.
Der erste Film den ich mir angeschaut habe hies "Anjos do Sol" und handelt vom Kindesmissbrauch in Brasilien. Alle mit denen ich über den Film geredet hab, konnten die traurige Existenz solcher Fälle bestätigen. Und es sind vorallem im Norden Brasiliens nicht wenige.
Die kleine Maria wird von ihren Eltern verkauft und landet nach einer langen Reise schließlich in einem Kinderbordell irgendwo im Regenwald. Gewalt und mehrfacher Missbrauch stehen auf der Tagesordnung. Nachdem ihre erste Flucht misslingt wird ihre Komplizin vor den Augen der Dorfgemeinschaft (die von dem Etablisement regen Gebrauch macht) hinter einem Auto zu Tode geschleift. Die zweite Flucht gelingt und Maria schafft es als Anhalterin bis ins ferne Rio. Dort sucht sie Zuflucht bei einer Frau, die sie aber nach kurzer Eingewöhnungsphase ebenfalls auf den Kinderstrich schickt. Mit der erneuten Flucht endet der Film. Kein schöner und leider auch kein guter Film. Der Hintergrund ist abartig schrecklich und die Schauspieler mögen gut sein, aber das wars dann leider auch schon. Die Story ist platt erzählt und die Kamera einfallslos. Mag sein, dass das Budget sehr begrenzt war, aber das macht den Film auch nicht besser. Schade!
Der zweite Film hatte den Titel "Estamira". Ich hab ihn mir am Sonntag nach dem Opernbesuch quasi als Kontrastprogramm zu dem ganzen Glanz und Glamour angeschaut. Ich war irrsinnig gespannt auf den Film, schließlich hat er unzähligen Auszeichnungen erhalten. In dem Dokumentarfilm geht es um Menschen, die im Müll und vom Müll leben. Genauer gesagt geht es um eine alte Frau namens Estamira.
Estamira lebt auf einer Deponie in Rio de Janeiro. Tagsüber sammelt sie Plastikflaschen aus den frisch angelieferten Abfällen, nachts wärmt sie sich im Dreck liegend am Feuer der Schornsteine. Es gibt dort nur Müll, jede Menge Fliegen, Geier und ab und zu einen Kadaver (angelieferte Pferde oder einfach nur der Nachbar). Dazu kommt: Estamira ist geisteskrank.
Gerade noch der freundlichste Mensch der Deponie schneidet sie schon im nächsten Moment eine Fratze und brüllt wirres Zeug. Ihr Hass richtet sich dabei ausschließlich gegen Menschen, denn einen Gott - und da ist sie sich absolut sicher - gibt es nicht. Sie sieht in sich selbst eine Art Erlöser, größer als Jesus Christus und versucht die Menschen in ihrer Umgebung z bekehren. Andere Meinungen akzeptiert sie nicht, was immer wieder zum Streit mit ihren Kindern führt.
Der Film ist richtig hart. Die fremde Sprache und die Länge des Filmes (deutlich über den üblichen 90 Minuten) trugen auch dazu bei, dass ich irgendwann komplett den Faden verloren und das Ende regelrecht herbeigesehnt habe. Leider wiederholt sich einiges viel zu oft. Ich würde eine kürzere Version bevorzugen, aber der Film hat außer einer krassen Story auch wahnsinnig beeindruckende Bilder. Schlecht ist "Estamira" nicht!
Brasilien ist nicht nur Paradies sondern für einige Millionen Menschen schlicht und ergreifend die Hölle auf Erden. Missbrauch und Armut sind nur zwei Probleme in diesem Land und sie sind keinesfalls unsichtbar. Ich bezweifel, dass alle Mädchen die am Strand von Copacabana Freier suchen volljährig sind und selbst unser Portier durchsucht den Hausmüll nach Holz, Blech oder Papier das er an Straßenhändler verkaufen und sich so ein paar Reais dazu verdienen kann.
Sonntag, August 27, 2006
MAHLEREI
Am Samstag war ich mit Dirk, Robin, Aline und Jordan an der Copacabana. Nachdem die Oper von Gustav Mahler schon zweimal wegen schlechten Wetters abgebrochen werden musste waren die Bedingungen an diesem Tag perfekt. Abends noch über 25 Grad, wenig Wind und nicht eine Wolke weit und breit.
Vierhundertzwölf Sänger/innen, zwei komplette Orchester, elf Leinwände und das alles direkt am Strand von Copacabana. Eintritt frei!
Haben das Bus-Geld (mal wieder) in Bier investiert und sind von der Lagoa in Humaita nach Copacabana gelaufen. Vor meiner Ankunft hier in Rio hätt ich das für unmöglich gehalten zumal die Gegend dazwischen nicht die allerbeste ist. Aber zu dritt kann man nicht nur durch Flamengo und Botafogo sondern scheinbar sogar durch Autotunnels laufen. Mir soll's recht sein.
Die Veranstaltung trug ganz klar den Stempel der Location. Anstatt Häppchen und Champagner gab's Popcorn (gesalzen oder mit Schokolade) und Bier aus der Dose. Dem entsprechend entspannt und legere war auch die Abendgarderobe (T-Shirt und Badehose anstatt Frack und Zylinder). Sehr angenehm.
Die Darbietung an sich würde ich spontan als beeindruckend beschreiben auch wenn ich den Inhalt nicht im Geringsten widergeben kann. Obwohl wir nach einer halben Stunde bemerkten, dass der Text scheinbar deutsch ist konnt ich nicht einen Satz verstehen. Da halfen auch die portugiesischen Untertitel auf den Leinwänden nicht weiter.
Die schlechte Bildqualität müsst ihr entschuldigen. Fotografieren bei Nacht ist ohne Stativ und Blitz wirklich nicht leicht. War trotzdem ne tolle Veranstaltung und selbst dem kleinen Jordan hat's gefallen.
Den geplanten Trip nach Niteroi und die Wanderung auf den Corcovado mussten wir übrigens wegen Bankterminen und zu viel Arbeit auf kommende Woche verschieben. Außerdem gilt es den Abschied von Dirk und die Deutschland-Reise von Kai zu feiern. Mehr dazu bald auf diesem Blog.
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Labels: concert, copacabana, culture, music
Dienstag, August 22, 2006
FLEISCH IST MEIN GEMÜSE
Der Winter ist zurück in Rio de Janeiro. Nachdem die erste Woche für diese Jahreszeit viel zu warm war, hatten wir von Sonntag bis Dienstag ziemlich lausiges Wetter. Nicht dass es wirklich kalt gewesen wäre, aber 20 Grad sind bei dem frischen Wind und dem gelegentlichen Regen definitiv zu kalt zum schwimmen. War aber völlig egal. Rio hat auch ohne (hoch-)sommerliche Temperaturen einiges zu bieten.
Ich war samstags mit Marc zuerst am Strand von Ipanema, wo mangels Wellen kein großer Surf Contest stattfand und anschließend in Rio Sul, der größten Shopping-Mall.
Nach einem gemeinsamen Essen mit meinen Mitbewohnern (Dirk, Dudu, Kai, Robin) am späten Abend wollten wir eigentlich nicht mehr viel machen. Aber man saß ganz nett zusammen und drei, vier Erdbeer-Caipirinhas später beschlossen wir nachts um 02:00 Uhr doch noch nach Lapa zu fahren um dort Kais äußerst erfolgreichen Drehtag und Dirks Rückkehr aus Buenos Aires zu feiern.
Lapa ist am Wochenende nicht wieder zu erkennen. Ich geh jeden Tag über den Platz bis zu meiner Schule aber ich habe dort noch nie einen Menschen getroffen. An dem Abend war alles voller Menschen. Von den Balkonen drängte die laute Musik der Clubs auf den Platz und verwandelt alles in eine riesige Party.
Bestellt man in Lapa einen Caipirinha bekommt man einen großen (0,5l) und einen kleinen Becher (0,2l) randvoll mit hochprozentigem Alkohol, einer frischen Limone und ein bißchen Eis. Der ganze Spass kostet dann 3 Reais (ungefähr 1 Euro) und haut einen untrainierten Gringo nach der dritten Runde um. Das war dann fünf Stunden und x zwischenzeitliche Biers später. Anyway, ich hatte jede Menge Spaß! Hab viel getanzt (für meine Verhältnisse zumindest) und nette Leute kennengelernt.
Der Sonntag war dann sehr gediegen. Fernanda und Aline (Freunde des Hauses) sowie ihre beiden Kinder wurden eingeladen und trotz gelegentlichem Regen, auf unserer teil-überdachten Terrasse mein erstes Churrasco (brasilianisches BBQ) zelebriert.
Beim Churrasco werden Unmengen bestes Rindfleisch mit viel grobem Salz und Knoblauch gewürzt und anschließend gegrillt. Richtig gut. Der Mensch ist kein Beilagen-Esser.
Bild vom Fotoshooting siehe oben!
Da das große Klassik-Konzert an der Copacabana (irgendeine Sinfonie von Mahler mit über 400 Musikern) wegen besagtem Wetter verschoben werden musste gab's nach dem Nachtisch "nur" einen brasilianischen Kurzfilm über die Glücksspiel-Mafia von Rio und amerikanisches Pay-TV mit portugiesischen Untertiteln für alle.
Gut gefeiert und dann schön entspannt in die neue Woche, so muss es sein.
Freitag, August 18, 2006
SCHULMÄDCHENREPORT
Meine erste Woche an der Escola Superior de Desenho Industrial (ESDI) ist so gut wie rum ohne dass wirklich etwas passiert wäre. Man muss hier schon sehr viel Geduld aufbringen, weil alles nur sehr langsam voran geht. Aklimatisierung war daher das höchste zu erreichende Ziel. Hab die ganze Woche lang an der Uni nichts anderes gemacht als mich den Professores und Professoras vorzustellen, Kurse anzutesten und mich an den Brazilian Way of Life zu gewöhnen. Erste Erkenntnis: Es bringt einfach nichts pünktlich um acht in der Schule zu sein, wenn die Lehrer erst um neun kommen und der Unterricht ohnehin nicht vor zehn Uhr anfängt. Eine halbe bis ganze Stunde Verspätung gilt hier angeblich sogar als höflich!
Da man in Brasilien schon mit frischen 17 die Fachhochschulreife erlangen kann sind die Studenten/innen allesamt blutjung (spätpubertäres Gekicher in den Schulhof-Ecken inklusive). Nicht alle sprechen englisch, aber man kommt relativ weit damit. Mal sehen wie sich das dann im Projekt-Alltag darstellt. Auch wenn ich heute ausnahmsweise eine hübsche Dolmetscherin zur Verfügung gestellt bekam, vom Unterricht bekomm ich mangels portugiesisch noch nicht viel mit. Ich bin jedoch recht zuversichtlich, dass sich das durch Keith, meinen neuen Sprachlehrer, schnell ändern wird. Die erste Stunde heute verlief auf jeden Fall vielversprechend.
So langsam gewöhn ich mich auch an die Grausamkeiten dieser Sprache. Zum Beispiel sprechen die Cariocas (Einwohner von Rio de Janeiro) das "R" am Anfang eines Wortes immer wie ein "H" aus, was mich folglich zum "Heiner" macht. ARGH! Ich dachte echt ich sei nach meinen Gastspielen in Thailand ("Aiä") und Südafrika ("Rhino") endlich in einem Land, wo mein Name zumindest halbwegs erträglich ausgesprochen wird. Tja, Denkste! Auch die Amerikanerinnen (Tiffany und Susan) nennen mich dank Murk mittlerweile "Rainder". Wenigstens hab ich mit Herrn Lappi und Hobin Leidensgenossen gefunden, der mit mir abends Hipi-Hopi hört (kein Scherz, heisst hier wirklich so!).
Sobald ich nicht mehr wie ein Gringo durch die Straßen stolper nehm ich auch die Kamera mal mit. So lange müsst ihr Euch noch mit fremdem Bildmaterial zufrieden geben. Die Berge, vorallem der Zuckerhut sind hier viel zu flach dargestellt, aber auf Wunsch kann ich die GoogleEarth Placemarks für eine bessere Darstellung auch als kmz-Datei zuschicken.
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Labels: esdi, university
Dienstag, August 15, 2006
WOCHENEND UND SONNENSCHEIN
Mein erstes Wochenende in Rio de Janeiro war richtig gut. Nachdem Marc und ich den Samstag am Strand von Ipanema verbrachten (YEAH!) ging's abends mit den Amerikanerinnen und der Hollandaise nach Catete auf die Party von Fischers Andi und seiner Freundin. Mussten sehr zeitig wieder aufbrechen, da ich erst einen Abend zuvor informiert wurde und bereits einer anderen Party zugesagt hatte.
Unser zweites Date des Abends hatten wir mit Bárbara, einer ehemalige Austausch-Studentin aus Rio. Ausrichter der Party im schönen Santa Teresa, dem Künstlerviertel von Rio, war Pedro Meyer, selbst begnadeter Künstler und Freund von Fabiola (Ex-Gmuenderin).
Die Location war nahezu perfekt. Ein wirklich schönes Haus und eine atemberaubende Aussicht über den Süden Rios mit dem Zuckerhut auf der einen und dem Corcovado (der Berg mit dem Jesus drauf) auf der anderen Seite. Es gab Alkohol ohne Ende - einen Barkeeper, der den ganzen Abend lang die besten Caipis machte und zwei riesige Fässer Bier, die selbst Marc nicht ganz leeren konnte. Da die meisten Gäste (überraschender Weise) Englisch konnten und der Alkohol in Strömen floss kam man sehr schnell mit fast allen Leuten ins Gespräch. Hab mich selten so prächtig auf einer Party amüsiert. Irgendwann um fünf oder sechs Uhr morgens, die Sonne ging schon auf, hat uns dann Luise (ebenfalls Ex-Gmuenderin) in die ESDI-WG gebracht, wo ich dann auch auf der Couch schlafen durfte.
Diese Party muss erst mal einer toppen. So kann's weitergehen. Mehr Bilder gibt's auf Murks Blog (siehe Links oder einfach direkt ins Bild klicken).
Der Sonntag war dann eher ruhig. Brasilianisches Bier macht nen höllischen Schädel, weshalb ich mich auf Pasta mit Robin und regungsloses Treiben im Pool beschränkte. Schließlich wollte ich an meinem ersten Schultag einen halbwegs anständigen Eindruck hinterlassen. Aber diese Geschichte erzähl ich Euch ein ander Mal.
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Labels: beach, ipanema, party, santa teresa
Freitag, August 11, 2006
IN RIO
Bin seit gestern in der "Cidade Maravilhosa". Der Trip war okay, aber ich empfehle jedem Besucher eher direkte Flüge. Nach 27 Stunden (Wartezeiten nicht mit einberechnet) und vier mal umsteigen plus fünf Stunden Zeitverschiebung ging gestern nicht mehr viel. Hab mich auf das Erkunden der WG und des Stadtteils Humaitá, in dem ich lebe beschränkt und den Tag bei nem gemütlichen Bier mit Murk Loppo am Pool ausklingen lassen. Heute geht's nach fleißigem Schwimm-Training erstmals in die Innenstadt, Universität und Strand begutachten. Ich hatte nicht mit so hohen Temperaturen (>30°C) gerechnet, schließlich ist hier Winter. Anyway, mir soll's Recht sein! Muss weg. Bilder folgen!
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